Leichtwind-Rokkaku
Eine der
ausgereiftesten Drachenkonstruktionen ist der japanische Rokkaku.
Kaum ein anderer Drachen ist so vielseitig einsetzbar, kaum ein
anderer Drachen steht aerodynamisch so stabil und ruhig in der Luft.
Aus diesem Grund eignet sich dieser Drachentyp ganz besonders zur
Modifikation als Leichtwindausführung. Der Drachen mit seiner
Fläche von fast 4m² kann einen beträchtlichen Zug auch schon
bei wenig Wind entwickeln.
In Verbindung mit seiner 10-Punkt-Waage kann sehr leichtes Gestänge benutzt werden. In Japan wird in ähnlichen Fällen eine 11-Punkt-Waage benutzt. Der weitere Waagepunkt, der hier bei dieser Konstruktion weggelassen worden ist, befindet sich normalerweise auf der Mitte der Längsspreize
Gestänge:
- Längsstab: CFK 8mm, 1x 2m und 1x 0.6m. Die Muffung liegt
am unteren Ende des Drachens. Falls anders gemufft wird (z.B. 2x 1.30m), muß u.U. ein weiterer Waagepunkt auf der Muffe vorgesehen werden, um die Durchbiegung des Stabes zu begrenzen.
- Spreizen: CFK 6mm, 2x 2m
Konstruktionshinweise:
- Wichtig ist absolute Symmetrie des Segels.
- Da die Flugeigenschaften des Rokkakus in der Hauptsache durch die Bauchbildung des
Segels gebildet werden, ist die richtige Lage der
Webrichtung wichtig, um eine gleichmäßige und
minimale Dehnung des Stoffes zu erzielen. Ein Rokkaku
sollte daher aus mindestens sechs Einzelstücken genäht
werden.
- Wie aus der Zeichnung erkennbar, ist das untere Dreieck-Segel länger als das
obere, um die Stabilität zu erhöhen.
- Das Segel bekommt keine Spannschnüre, sondern wird nur mit einem festen
Saumband umnäht.
- Bei der Zehnpunktwaage
mit den vier zusätzlichen Waagepunkten (S) wird
zunächst bei leichtem Wind die Waage w1-w6 mittels der Verbundwaage eingestellt.
Danach können die jeweiligen Punkte S mit dem jeweiligem
Anleinpunkt verbunden werden. Die vier neuen Waageleinen
sollten im Ruheszustand leicht durchhängen, da sie nur
der Begrenzung der Spreizendurchbiegung dienen.
- Die Spreizen ebenso wie der
Längsstab (so weit wie möglich) werden komplett in
Taschen geführt.
- Die Spreizen liegen unter dem Längsstab.
- Die in der Zeichnung angegebene Spreizenspannung bezeichnet den Abstand der
Spannschnur lotrecht zum Längsstab.
- Der Längsstab steckt oben in einer Tasche und spannt unten durch Gummispannschnüre das Segel sehr straff.
- Die Spreizen spannen ebenfalls durch Gummispannschnüre das Segel sehr straff.
- Beim Segelspannen sollte Faltenbildung möglichst vermieden werden.
Flughinweise:
Ist die Waage
einmal eingestellt, braucht sie hinterher auch bei wechselnden
Windgeschwindigkeiten fast nicht mehr nachgestellt werden. Die
Waage sollte so eingestellt werden, daß der Drachen möglichst
steil steht, ohne gerade zu Überfliegen. Der Drachen liegt dann
fast flach auf dem Wind und entwickelt trotzdem einen enormen
Leinenzug. Aufgrund der großen Flächen und extrem kleinen
Flächenlast ist der Druck auf den Drachen so groß, daß er z.B.
als Kampfdrachen ungeeignet ist. Er reagiert sehr träge und
trägt damit auch zu seiner hohen Stabilität bei.
Als Flugleine
hat sich bei mir eine 40kp-Kevlar-Schnur sehr bewährt. Frischt
der Wind etwas auf, so sollte diese durch eine
130-kp-Kevlar-Schnur ausgewechselt werden.
©1999
Thomas-Michael Rudolph